1. Allgemeines
Für die Steuerausscheidung unter den Kantonen gelten Art. 68 StHG sowie grundsätzlich die Bestimmungen der Kreisschreiben (KS) der Schweizerischen Steuerkonferenz (SSK). Sie sind unter steuerkonferenz.ch zu finden. Massgebend für die Veranlagung natürlicher Personen sind die KS SSK 14, 15, 16, 22 (s. LU StB Bd. 2 Weisungen StG § 179 Nr. 1 Ziff. 2), 24, 27, 32 und insbesondere 18 mit nachfolgenden Bemerkungen betreffend den Kanton Luzern:
2. Wohnsitzwechsel
(KS SSK 18 Ziffern 2 und 35)
2.1 Wohnsitzwechsel allgemein
Zum Wohnsitzwechsel im interkantonalen und interkommunalen Verhältnis sowie zum Ausland vgl. auch LU StB Bd. 1 Weisungen StG § 15 Nr. 1.
Zur unterjährigen Steuerpflicht vgl. auch LU StB Bd. 1 Weisungen StG §§ 53 - 56 Nr. 2.
2.2 Wohnsitzwechsel und Heirat bzw. Trennung / Scheidung
Zur Veranlagung von Ehegatten vgl. auch LU StB Bd. 1 Weisungen StG § 16 Nr. 1 und §§ 53 - 56 Nr. 4.
3. Änderungen der wirtschaftlichen Zugehörigkeit ausserhalb des Wohnsitzkantons
(KS SSK 18 Ziffer 3)
3.1 Grundsätze
Die in KS SSK 18 angewandte Methode zur Ermittlung des Steuerwertes eines Grundstücks aus Sicht des ausscheidenden Kantons (Umrechnungskoeffizient, um vom Repartitionswert zum Steuerwert zurückzurechnen) gilt allgemein, also auch dann, wenn keine Änderung der wirtschaftlichen Zugehörigkeit im Laufe der Steuerperiode stattfindet.
3.2 Entgeltliche Übertragung eines Grundstücks
(KS SSK 18 Ziffer 32)
3.2.1 Kauf einer Liegenschaft ausserhalb des Wohnsitzkantons im Laufe der Steuerperiode
Es gelten die in Beispiel 6 von KS SSK 18 gemachten Ausführungen. Diese sowie die nachfolgenden Ausführungen sind auch im Verhältnis zum Ausland sowie interkommunal massgebend. Für den Kanton Luzern beträgt der Repartitionswert von 2002 bis 2018 einheitlich 95% des Steuerwertes und ab 2019 einheitlich 115% des Steuerwertes (vgl. LU StB Bd. 2 Weisungen StG § 179 Nr. 1).
Die folgenden Darstellungen illustrieren die Umsetzung des Beispiels 6 von KS SSK 18 auf luzernische Verhältnisse. Sie gehen davon aus, dass B der Kanton Luzern ist (Kauf in LU per 1.4.2002 bzw. 2019).
2002
Vermögen am 31.12.2002
|
Total
CHF
|
Kanton A
CHF
|
Kanton LU
CHF
|
Kanton C
CHF
|
Wertschriften
|
100'000
|
100'000
|
|
|
Liegenschaft Kanton C*: Steuerwert 1'000'000 x 110%
|
1'100'000
|
|
|
1'100'000
|
Liegenschaft Kanton LU*: Steuerwert 300'000 x 95%
Korrektur zu Gunsten von A (285'000 / 360 x 90)
|
285'000
|
71'250
|
285'000
-71'250
|
|
Total der Vermögenswerte
|
1'485'000
|
171'250
|
213'750
|
1'100'000
|
Anwendbare Prozente für die Ausscheidung des Nettovermögens und der Schuldzinsen
|
100%
|
11.53%
|
14.39%
|
74.08%
|
* Repartitionswert Kanton C: 110%
|
Da in Luzern der Repartitionswert 95% des Steuerwertes beträgt, ist nicht nur die Liegenschaft im Kanton Luzern, sondern auch die Liegenschaft im Kanton C auf einen luzernischen Steuerwert zu korrigieren. Da der Repartitionswert weniger als 100% des Steuerwertes beträgt, führt die Korrektur zu einer Aufrechnung (CHF 57'895).
Position
|
Total
CHF
|
Kanton A
CHF
|
Kanton LU
CHF
|
Kanton C
CHF
|
Vermögen
|
1'485'000
|
171'250
|
213'750
|
1'100'000
|
Schulden
|
460'000
|
53'038
|
66'194
|
340'768
|
Nettovermögen / Reinvermögen
|
1'025'000
|
118'212
|
147'556
|
759'232
|
Differenz auf den Liegenschaftssteuerwerten:
|
Kanton LU: 285'000 / 95 x 5
Korrektur zu Gunsten von A: 15'000 / 360 x 90
|
15'000
|
3'750
|
15'000
-3'750
|
|
Kanton C: 1'100'000 / 95 x 5
|
57'895
|
|
|
57'895
|
Nettovermögen / Reinvermögen (vor Abzug des Steuerfreibetrages)
|
1'097'895
|
121'962
|
158'806
|
817'127
|
2019
Vermögen am 31.12.2019 |
Total
CHF |
Kanton A
CHF |
Kanton LU
CHF |
Kanton C
CHF |
Wertschriften |
100'000 |
100'000 |
|
|
Liegenschaft Kanton C*: Steuerwert 1'000'000 x 110% |
1'100'000 |
|
|
1'100'000 |
Liegenschaft Kanton LU*: Steuerwert 300'000 x 115%
Korrektur zu Gunsten von A (345'000 / 360 x 90) |
345'000 |
86'250 |
345'000
-86'250 |
|
Total der Vermögenswerte |
1'545'000 |
186'250 |
258'750 |
1'100'000 |
Anwendbare Prozente für die Ausscheidung des Nettovermögens und der Schuldzinsen |
100% |
12.05% |
16.75% |
71.20% |
Da in Luzern der Repartitionswert 115% des Steuerwertes beträgt, ist nicht nur die Liegenschaft im Kanton Luzern, sondern auch die Liegenschaft im Kanton C auf einen luzernischen Steuerwert zu korrigieren. Da der Repartitionswert mehr als 100% des Steuerwertes beträgt, führt die Korrektur zu einer Abrechnung (CHF 143'478).
Position |
Total
CHF |
Kanton A
CHF |
Kanton LU
CHF |
Kanton C
CHF |
Vermögen |
1'545'000 |
186'250 |
258'750 |
1'100'000 |
Schulden |
460'000 |
55'430 |
77'050 |
327'520 |
Nettovermögen / Reinvermögen |
1'085'000 |
130'820 |
181'700 |
772'480 |
Differenz auf den Liegenschaftssteuerwerten: |
Kanton LU: 345'000 / 115 x 15
Korrektur zu Lasten von A: 45'000 / 360 x 90 |
-45'000 |
-11'250 |
-45'000
11'250 |
|
Kanton C: 1'100'000 / 115 x 15 |
-143'478 |
|
|
-143'478 |
Nettovermögen / Reinvermögen (vor Abzug des Steuerfreibetrages) |
896'522 |
119'570 |
147'950 |
629'002 |
3.2.2 Verkauf einer Liegenschaft ausserhalb des Wohnsitzkantons im Laufe der Steuerperiode und gemischt genutzte Liegenschaft am Wohnsitz
Es gelten die in Beispiel 7 von KS SSK 18 gemachten Ausführungen. Diese sowie die nachfolgenden Ausführungen sind auch für Ausscheidungen im interkommunalen Verhältnis sowie im Verhältnis zum Ausland massgebend.
Die folgenden Darstellungen beruhen auf dem Beispiel 7 von KS 18 der SSK mit folgenden Abänderungen: Eine im Kanton Luzern wohnhafte Person verkauft am 31. März 2002 bzw. 2019 eine im Kanton C gelegene Liegenschaft. Sie ist Eigentümerin einer Liegenschaft im Kanton Luzern (Steuerwert: CHF 500'000). Für den Kanton Luzern beträgt der Repartitionswert einheitlich 95% des Steuerwertes (2002 bis 2018) bzw. einheitlich 115% des Steuerwertes (ab 2019) (vgl. LU StB Bd. 2 Weisungen StG § 179 Nr. 1).
2002
Vermögen am 31.12.2002 |
Total
CHF |
Kanton LU
CHF |
Kanton C
CHF |
Wertschriften |
600'000 |
600'000 |
|
Liegenschaften: Liegenschaft Kanton LU: Steuerwert 500'000 x 95% |
475'000 |
475'000 |
|
Liegenschaft Kanton C*: Steuerwert 300'000 x 110%*
zu Lasten des Kantons LU 330'000 / 360 x 270
|
|
-330'000
247'500 |
330'000
-247'500 |
Total Aktiven |
1'075'000 |
992'500 |
82'500 |
Anwendbare Prozente für die Ausscheidung des Nettovermögens und der Schuldzinsen |
100% |
92.33% |
7.67% |
* Repartitionswert Kanton C: 110% |
Da in Luzern der Repartitionswert 95% des Steuerwertes beträgt, ist nicht nur die Liegenschaft im Kanton Luzern, sondern auch die Liegenschaft im Kanton C auf einen luzernischen Steuerwert zu korrigieren. Da der Repartitionswert weniger als 100% des Steuerwertes beträgt, führt die Korrektur zu einer Aufrechnung (CHF 4'342).
Position |
Total
CHF |
Kanton LU
CHF |
Kanton C
CHF |
Total Vermögenswerte |
1'075'000 |
992'500 |
82'500 |
Anwendbare Prozente für die Ausscheidung des Nettovermögens und der Schuldzinsen |
(100%) |
92.33% |
7.67% |
Schulden |
-300'000 |
276'990 |
23'010 |
Nettovermögen / Reinvermögen |
775'000 |
715'510 |
59'490 |
Differenz auf den Liegenschaftssteuerwerten: |
Kanton Luzern: 475'000 / 95 x 5 |
25'000 |
25'000 |
|
Kanton C: Korrektur zu Lasten von LU: 82'500 / 95 x 5 |
|
-4'342 |
4'342 |
Nettovermögen / Reinvermögen (vor Abzug des Steuerfreibetrages) |
800'000 |
736'168 |
63'832 |
2019
Vermögen am 31.12.2019 |
Total
CHF |
Kanton LU
CHF |
Kanton C
CHF |
Wertschriften |
600'000 |
600'000 |
|
Liegenschaften: |
Kanton LU: Steuerwert 500'000 x 115% |
575'000 |
575'000 |
|
Kanton C: Steuerwert 300'000 x 110%*
Korrektur zu Lasten des Kantons LU 330'000 / 360 x 270 |
|
-330'000
247'500 |
330'000
-247'500 |
Total der Vermögenswerte |
1'175'000 |
1'092'500 |
82'500 |
Anwendbare Prozente für die Ausscheidung des Nettovermögens und der Schuldzinsen |
100% |
92.98% |
7.02% |
* Repartitionswert Kanton C: 110% |
Da in Luzern der Repartitionswert 115% des Steuerwertes beträgt, ist nicht nur die Liegenschaft im Kanton Luzern, sondern auch die Liegenschaft im Kanton C auf einen luzernischen Steuerwert zu korrigieren. Da der Repartitionswert mehr als 100% des Steuerwertes beträgt, führt die Korrektur zu einer Abrechnung (CHF 10'761).
Position
|
Total
CHF
|
Kanton LU
CHF
|
Kanton C
CHF
|
Vermögen
|
1'175'000
|
1'092'500
|
82'500
|
Schulden
|
300'000
|
278'940
|
21'060
|
Nettovermögen / Reinvermögen
|
875'000
|
813'560
|
61'440
|
Differenz auf den Liegenschaftssteuerwerten:
|
Kanton LU: 575'000 / 115 x 15
|
-75'000
|
-75'000
|
|
Kanton C: Korrektur zu Gunsten von LU: 82'500 / 115 x 15
|
-
|
10'761
|
-10'761
|
Nettovermögen / Reinvermögen (vor Abzug des Steuerfreibetrages)
|
800'000
|
749'321
|
50'679
|
Hätte die steuerpflichtige Person die im Kanton Luzern gelegene Liegenschaft veräussert und ihr Hauptsteuerdomizil am selben Ort beibehalten, führte dies nicht zu einer Ausscheidung nach Massgabe der zeitlichen Zugehörigkeit des Grundstücks. Eine Ausscheidung erfolgt hingegen im Verhältnis zum Spezialsteuerdomizil im Kanton C.
3.3 Unentgeltliche Übertragung eines Grundstücks
(KS SSK 18 Ziffer 3.3)
Die Beispiele gelten auch im Verhältnis zum Ausland sowie im interkommunalen Verhältnis.
3.3.1 Abtretung einer Liegenschaft durch Erbschaft
Bei der Erbschaft wird anders als bei der Schenkung das ganze Vermögen nach der zeitlichen Dauer der Zugehörigkeit zum/zur Erblasser/in bzw. zur erbenden Person aufgeteilt. Die erbende Person ist bezüglich der ganzen Erbschaft nur für einen Teil des Jahres steuerpflichtig.
Bei der erbenden Person ist für eine Ausscheidung nicht nach dem Beispiel in LU StB Bd. 1 Weisungen StG § 53 - 56 Nr. 3, sondern nach dem Beispiel 12 von KS SSK 18 vorzugehen. Somit ist ihr der Vermögensanfall nach der zeitlichen Gewichtung zuzurechnen. Eine Aufteilung in die Zeit vor und nach dem Erbanfall wird nicht vorgenommen.
Beim Einkommen ist für die Satzbestimmung nicht umzurechnen (bei Tod eines Ehegatten s. aber LU StB Bd. 1 Weisungen StG § 53 - 56 Nr. 6).
3.3.2 Abtretung einer Liegenschaft durch Schenkung
Die beschenkte Person ist auf dem gesamten geschenkten Vermögen für das ganze Jahr steuerpflichtig. Die schenkende Person bleibt indes aus ausscheidungstechnischen Gründen für die Liegenschaft ein Stück weit steuerpflichtig. Die Aufteilung des Vermögenswertes der Liegenschaft erfolgt einzig zwecks Ausscheidung.
4. Ausscheidung von Einkünften der Spitalärzte
Die Behandlung von Privatpatienten durch Chefärzte, Co-Chefärzte und leitende Ärzte gilt analog zur AHV als unselbständige Erwerbstätigkeit (ab 2008 Personalreglement für das Luzerner Kantonsspital (SRL Nr. 820a) und Personalreglement für die Luzerner Psychiatrie (SRL Nr. 822a) je Anhang A 1.1 und 4.1; vor 2008 VGE vom 11.3.2002 i.S. L.; bzw. 2006 und 2007 §§ 2 und 42 alt Chefärzte-Verordnung). Das entsprechende Einkommen ist wie der übrige Lohn an den Wohnsitz auszuscheiden.
Die an die Oberärzte und Assistenzärzte ausgerichteten Leistungen stellen Einkommen aus unselbständiger Erwerbstätigkeit dar und sind ebenfalls an den Wohnsitz auszuscheiden.
5. Ausscheidungsverluste bei natürlichen Personen
Für die Behandlung von Ausscheidungsverlusten (Verluste und Gewinnungskostenüberschüsse) gelten die Ausführungen des Kreisschreibens der SSK Nr. 27 "Die Vermeidung von Ausscheidungsverlusten" vom 15. März 2007. Allgemeine Ausführungen zu den natürlichen Personen finden sich in Ziffer 1 des Kreisschreibens.
6. Berücksichtigung allgemeiner Abzüge bei internationalen Steuerausscheidungen
Praxisgemäss wird bei beschränkter Steuerpflicht aufgrund eines Grundstücks im Kanton Luzern das entsprechende Einkommen zum Maximalsatz besteuert (LU StB Weisungen StG § 14 Nr. 1 - Besteuerung zu den Maximalsätzen).
Sollte im Einzelfall die steuerpflichtige Person ausnahmsweise eine Steuererklärung unter Angabe der weltweiten Einkünfte und Vermögen einreichen, ist gemäss den nachfolgenden Kriterien eine Verlegung der Abzüge vorzunehmen:
Kosten und Abzüge, die einer bestimmten Einkommenserziehung zugewiesen werden können, sind grundsätzlich direkt von der jeweiligen Einkommensquelle abzuziehen, d. h. objektmässig zu berücksichtigen.
Sozialabzüge sind von Gesetzes wegen anteilsmässig zu gewähren, d .h. im Verhältnis der der Schweiz und dem Ausland zugewiesenen Einkünfte zu verlegen (Art. 35 Abs. 3 DBG; § 42 Abs. 3 StG). Für die allgemeinen Abzüge, die in keinem direkten Zusammenhang mit einer bestimmten Einkommenserzielung stehen, besteht weder im DBG noch im StG eine ausdrückliche Regelung. Sie werden gleich wie die Sozialabzüge proportional verlegt. Dies gilt gemäss Veranlagungspraxis des Kantons Luzern für die direkte Bundessteuer sowie die Staats- und Gemeindesteuern.
Was dies bezogen auf die einzelnen Abzüge bedeutet, ist der Tabelle zu entnehmen.